Stülpbox mit separater Trägerplatte – für die Konservierung von Schuhen, ein Beitrag von Univ.-Ass. Dipl.-Rest. (FH) Tanja Kimmel, Kunsthistorisches Museum Wien.
In der Ordensgarderobe des österreichischen Ordens der Eisernen Krone haben sich zehn Paar Schuhe aus „weißem Samt mit blauen Atlasrosetten und Silberbouillonfransen“ erhalten. Sie wurden um 1816/17 nach Entwürfen des Hoftheater-Kostümdirektors Philipp von Stubenrauch angefertigt. In der Reihe der prunkvollen Ornate der österreichischen Hausorden haben sie als einzige Fußbekleidung die Jahrhunderte überdauert, so dass sie innerhalb der Sammlung einen besonderen Stellenwert einnehmen. Im Vordergrund aller Überlegungen stand die Forderung, den materiellen Bestand der schadhaften Schuhe zu sichern. Ziel der Restaurierung/Konservierung war es die Schuhe sowohl für Ausstellungen als auch für eine adäquate Deponierung vorzubereiten.
Zunächst musste die Zusammengehörigkeit der willkürlich zusammengefügten Paare überprüft und anhand der Maße, Schnittformen und Trägervermerke wiederhergestellt werden. Nach der Trockenreinigung konnten bestehende Falten und Knicke durch direktes Befeuchten mit dem Ultraschallvernebler reduziert werden. Schadhafte Kanten- und Fersenbänder der Schuhe wurden zur Sicherung vor weiterem Substanzverlust mit passend eingefärbten Seidencrepeline abgedeckt und nähtechnisch fixiert. Lose Rosetten wurden wieder am Schaft angenäht, und fehlende Schnürbänder wurden durch neu eingefärbte ergänzt. Die aus konservatorischer Sicht unzureichende Auspolsterung der Schuhe mit säurefreiem Seidenpapier wurde durch ein zweiteiliges Polster aus Polyesterwatte bzw. Plastazote ersetzt, das bei den ausstellungsfähigen Objekten mit naturfarbenem Seidenjersey bezogen wurde. Für die Verpackung der Schuhe wurde in Zusammenarbeit mit der Firma KLUG-CONSERVATION exemplarisch eine zweiteilige Stülpbox konzipiert. Die so genannte KS 16 Box ist aus chlor- und säurefreiem Archivkarton (Feinwelle 3,0 mm) gefertigt und hat an der Schmalseite des Bodens eine klappbare Seitenwand zum Herausziehen einer separaten Trägerplatte. Zur Verbesserung der Handhabung befinden sich an der klappbaren Seitenwand sowie an den Schmalseiten des Deckels Grifflöcher, der Einlegeboden ist mit einer Textilschlaufe versehen.
Als Stoßdämpfung und zur Sicherung gegen Verschieben innerhalb der Stülpbox erhielten die Schuhe eine zusätzliche Verpackung aus PE-Schaumstoff. Das formgerechte Polster wurde aus Gründen der Materialersparnis zweiteilig gearbeitet und für die jeweiligen Schuhpaare passgenau aus einer Ethafoam-Platte zugeschnitten. Nach dem Versäubern der Kanten mit Schrägband aus ungefärbter Baumwolle wurden die Schnitteile mit einem Acrylharzkleber (Lascaux 360 HV) auf dem vorgefertigten Einlegeboden fixiert.
Die in Zusammenarbeit mit der Fa. KLUG-CONSERVATION exemplarisch konzipierte KS 16 Box findet mittlerweile auch für die Aufbewahrung weiterer Schuhe aus den Beständen der Sammlung Verwendung.
Das Anwendungsbeispiel können Sie auch ausdrucken.
Stülpbox mit separater Trägerplatte für die Konservierung von Schuhen ist ein Beitrag von Univ.-Ass. Dipl.-Rest. (FH) Tanja Kimmel, Kunsthistorisches Museum Wien, »Sammlung Wagenburg und Monturdepot«. Fotos/© KHM, Tanja Kimmel.