Luftqualität in Depotschränken - Ursache und Wirkung

21.07.2014
"Das Erbe Schinkels am Kupferstichkabinett Berlin - Teilprojekt: Luftqualität in Depotschränken - Ursache und Wirkung" ist die Zusammenfassung einer mehrjährigen Untersuchung von Fabienne Meyer / Dagmar Hansen / Vladimir Knjasev / Gerhard Volland.

Die Publikation ist erschienen im Restaurator. International Journal for the Preservation of Library and Archival Material. Band 35, Heft 2, Seiten 81–112, ISSN (Online) 1865-8431, ISSN (Print) 0034-5806, DOI: 10.1515/rest-2014-1002, June 2014. KLUG-CONSERVATION war im Rahmen des Projekts beratend tätig.

Im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, werden die Zeichnungen und Druckgraphiken Karl Friedrich Schinkels (1781–1841) in Schränken aus melaminbeschichteten Spanplatten untergebracht. Die Werke wurden bisher in historischen und modernen Zeichnungsmappen aufbewahrt, die innerhalb der Schränke auf Einlegeböden aus Buchensperrholz liegen. Erste, an den Lagerungsmaterialen durchgeführte Oddy Tests zeigten, dass von den Lagerungsmaterialien, besonders von den Holzwerkstoffen, ein erhebliches Korrosionspotential gegenüber Blei ausgeht, das sogar über dem von 5%iger Essigsäure und 5%iger Ameisensäure liegt. Die Untersuchung der Immissionssituation in den Depotschränken, die eine stark erhöhte Konzentration von flüchtiger Essigsäure (4.7 mg/m³ im Mittel) und eine leicht erhöhte Formaldehydkonzentration zeigte, bestätigte dies.

Durch die stufenweise Befüllung des Schranks und Messung der Luftqualität konnten die Buchensperrholzbretter als Hauptemissionsquelle für Essigsäure, die Schrankaußenwände als Hauptemissionsquelle für Essigsäure und Formaldehyd identifiziert werden. Die Extraktion organischer Säuren aus den Regalbrettern wie auch eine Literaturrecherche ließen darauf schließen, dass darüber hinaus auch Ameisensäure, eine Verbindung, die in den Luftmessungen aus technischen Gründen nicht erfasst werden konnte, im Schrank in erhöhten Konzentrationen vorliegt. Um die Wirkung der im Schrank identifizierten Luftinhaltsstoffe auf Papier zu untersuchen, wurden unterschiedliche historische und moderne Papiere mit und ohne alkalische Reserve im Schrank exponiert und anschließend deren Aufnahme von Essigsäure und Ameisensäure untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass alle Papiere organische Säuren aufnahmen, wobei der größte Anteil innerhalb der ersten Woche der Exposition eingelagert wurde und die Aufnahme anschließend langsamer verlief. Alkalische Papiere nahmen etwa fünfmal so viel Essigsäure und Ameisensäure auf wie neutrale oder saure Papiere. Zuletzt wurde die Wirksamkeit unterschiedlicher Maßnahmen zur Reduzierung der Konzentration saurer VOCs in der Objektumgebung getestet. Durch die Maßnahme, die Regalbretter aus Buchensperrholz gegen ein emissionsfreies Material auszutauschen, konnte die Konzentration flüchtiger Essigsäure im Schrank signifikant gesenkt werden. Die Maßnahme, alkalisch gestrichene Papiere als Chemisorbentien im Schrank auszulegen, erwies sich dagegen als unwirksam.

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